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Die katholischen Christen in Schelsen bildeten lange Zeit keine Einheit. Im frühen Mittelalter war Dycker Schelsen Teil der Pfarre Korschenbroisch; Horst und Horster Schelsen gehörten zu Glehn. Das änderte sich auch nicht, als Giesenkirchen noch vor dem Jahr 1100 selbständige Pfarre wurde. Im Jahre 1639 - also während des dreißigjährigen Krieges - kam ganz Schelsen zu Korschenbroich. Trotzdem gingen viele Schelsener wegen des kürzeren Weges zu den Gottesdiensten in Giesenkirchen. Mit ihren Stiftungen für die dortige Geistlichkeit, die Armen und den Küster brachten sie ihre innere Zugehörigkeit zu St. Gereon zum Ausdruck.

Die Dycker Schelsener beteiligten sich zudem freiwillig an den Kosten des Kirchtums (1705) und einer neuen Glocke (1767). Sie weigerten sich aber zu zahlen, als sie 1794 von der Pfarrgemeinde in Giesenkirchen zwangsweise zur Mitfinanzierung weiterer Glocken herangezogen werden sollten (sog. "Glockenstreit").

1804 wurden schließlich beide Schelsen mit insgesamt 256, Horst mit 170 und ein Teil von Steinhausen mit 77 Seelen auch formell der Pfarre St. Gereon zugeordnet.

Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in Schelsen immer stärker. (Schließlich versammelten sich am "Sonntag Abend 6 Uhr den einundzwanzigsten Februar eintausendachtundertzweiundneunzig ... die katholischen Einwohner der Gemeinde Schelsen im Saale des Wirten Math. Hüpperling (Düvel) um über die Beschaffung der Mittel zum Bau einer kath. Kirche in Schelsen zu beraten." Mit dieser Eintragung beginnt das Protokollbuch des an diesem Abend gegründeten "St. Josef-Bauverein der Gemeinde Schelsen". In den ersten Vorstand wurden gewählt: "Zum Präsidenten Ackerer Konrad Schmitz in Stadt, zum Rendanten Ackerer Johann Dürselen in Dycker Schelsen und zum Schriftführer Lehrer Heinrich Katzenbauer zu Dycker Schelsen".

Zum Vorstand gehörten auch 16 Sammler, die sich verpflichteten, in ihren Bezirken wöchentlich die freiwillig gezeichneten Beiträge zu erheben. Später kam noch eine Sammelstelle in dem St. Gereon gehörenden Teil von Steinhausen als 17. Bezirk hinzu. 1896 beschloß der Bauverein die Bildung von Jünglings- und Jungfrauenverbänden; jedes Mitglied sollte mindestens 10 -pfennig im Monat bezahlen. Je 4 Sammler(innen) kassierten die Beiträge. In den Gastwirtschaften des Ortes wurden Sammelbüchsen aufgestellt. Die Wirte wurden von den Eiergaben zu Ostern befreit und zahlten statt dessen 10 Mark an den Bauverein. Konzerte, Karnevalsumzüge, "Christbaumfeiern mit Verlosung" und anderes wurden für die gute Sache veranstaltet. Der Schiedsmann führte regelmäßig 3 Mark ab. Spenden bis zu mehreren hundert Mark gingen - auch von ehemaligen Schelsenern - ein.

Bereits im Februar 1893 - also nach nur einem Jahr - betrug das Vereinsvermögen 2.899,88 Mark. Es wuchs stetig auf rund 6.300 Mark (1894) und fast 9.000 Mark (1895). Immer wieder spornte der Bauverein zu neuen Spenden an. Im Protokollbuch heißt es 1896: "Die Herzen auf! Die Beutel auf! Geschwinde! Auch die Schulkinder sammeln für Bänkchen. (!) ..."

Bei der Mitgliederversammlung am 6. März 1910 legte Schriftführer Katzenbauer erstmals perspektivische Entwürfe des Architekten Ross aus Köln von zwei romanischen Bauten vor, "von denen eine ein geradezu klassisches Kirchlein darstellte. Wie die 'Schelsener Kirche' angestaunt wurde!" (so das Protokoll).

Den Plan dieser Kirche legte man im Juli 1910 der erzbischöflichen Behörde in Köln vor und beantragte die Genehmigung einer Kirchenkollekte. Erst nach Vereinfachung der Baupläne entsprach der Kardinal dem Antrag. Am 16. August 1914 wurde schließlich in allen Kirchen der Erzdiözese Köln für den Neubau in Schelsen gesammelt. Trotz der Wirren des gerade ausgebrochenen 1. Weltkrieges kam die Summe von mehr als 7.000 Mark zusammen. - Anfang 1910 hatte der Bauverein die Mitteilung erhalten, daß ihm der verstorbene Dompfarrer Camphausen in Köln seine wertvolle Hauskapelle mit allem Zubehör vermacht hatte. Der Dompfarrer war gebürtiger Giesenkirchener und in Schelsen als Hausweber tätig gewesen.

Im ersten Kriegsjahr kamen die Sammlungen in Schelsen fast ganz zum Erliegen. Hinzu kam noch, daß die Einwohner von Horst nicht mehr mitsammelten. Sie waren darüber enttäuscht, daß die Kirche auf einem Grundstück an der Corresburg gebaut werden sollte, obwohl ihnen ein Platz an der Landstraße in Aussicht gestellt worden war. Anfang 1916 belief sich das Vereinsvermögen auf 105.474 Mark. Es wurde beschlossen, "daß für die vierte Kriegsanleihe 25.000 Mark als Reichsschuldverschreibung gezeichnet werden sollten".

Nach jahrelanger Pause nahm der Verein mit einer feierlichen Mitgliederversammlung am 9. Januar 1921 sein Wirken wieder auf. (Ein Schelsener Schülerchor, die Gesangvereine "Liederbund" und "Germania" sowie "ein fein abgestimmtes Quartett der Gebrüder Peters aus Giesenkirchen" gaben dieser besonderen Versammlung das Gepräge. Pfarrer Giesbert hielt einen Vortrag über die Bedeutung eines Gotteshauses für die Gemeinde.) Das Vermögen betrug zu dieser Zeit ca 133.000 Mark.

 

Im Juli 1922 begann man mit dem Kauf von Baumaterial, weil der Geldwert infolge der Inflation immer mehr verfiel. Unentwegt suchte der Bauverein nach neuen Geldquellen:
 

  • Für 2.500 Mark das Stück wurden Bausteine angeboten. Sie zeigten den hl. Josef mit dem Jesuskind und trugen die Aufschrift "Bausteine für die St. Josefskirche in Schelsen in schwerer Zeit".

  • "... den Besserbemittelten (sollten) Gutscheine für eine Fuhre Bausteine zur Unterschrift vorgelegt" werden.

  • Nicht zuletzt aus erzieherischen Gründen sollten Eltern ihre Kinder zu kleinen Opfern ermuntern.

  • Eine Hauskollekte in der Rheinprovinz sollte beantragt werden.

Die Mitgliederversammlung am 15.01.1922 des nun 30 Jahre bestehenden Bauvereins wählte die Giesenkirchener Geistlichen Vikar Hurtz zum "geistlichen Leiter" und Pfarrer Giesbert zum Ehrenvorsitzenden. Sie drängten auf eine einvernehmliche Klärung der Platzfrage und wiesen darauf hin, daß der Kirchenvorstand von St. Gereon rechtlich gesehen Bauherr sei. Der Verein bestimmte daher je zwei Mitglieder aus Horst sowie Horster und Dycker Schelsen, die mit dem Kirchenvorstand verhandeln sollten. Ein Ergebnis konnte jedoch nicht erzielt werden.

Einer "neutralen Kommision" bestehend aus Bürgermeister Broicher, Pfarrer Giesbert und Vikar Hurtz gelang schließlich die Lösung: St. Gereon hatte dem Bauverein ein 70,67 ar großes Grundstück an der Corresburg geschenkt. Durch Tausch einer Teilfläche von 26,55 ar ergab ein abgerundetes Baugelände, das in der Generalversammlung am 31.01.1923 allgemeine Zustimmung fand.

Mit neuem Eifer verfolgten die Schelsener jetzt ihr hohes Ziel! Ungeduldig wandelten sie einen leerstehenden Klassensaal der Schule in eine Notkirche um, in der am Joseftag im Jahre 1923 mit großen Feierlichkeiten die erste hl. Messe gefeiert wurde. Danach fanden Messen an Sonn- und Feiertagen sowie eine wöchentliche Schulmesse statt. Im August 1923 wurden allen ein neues, großes Opfer abverlangt: Jeder Arbeitnehmer sollte wöchentlich den Tariflohn einer Arbeitsstunde spenden, die Landwirte gaben pro Woche für je 10 Morgen eigenes Ackerland zwei und für die gleiche Fläche gepachteten Ackers ein halbes Pfund Weizen, Fabrikant Heinrich Pferdmenges ließ auf eigene Kosten Baupläne erstellen. Aus sechs Entwürfen verschiedener Architekten wählte man den besten aus, der auch die Zustimmung der erzbischöflichen Behörde fand.

Endlich wurde "am ersten Sonntag im November 1923 in feierlicher Weise der erste Spatenstich getan". Die eigentliche Bautätigkeit konnte aber wegen des schlechten Wetters erst1924 beginnen. Obwohl der Bauverein den größten Teil seines Vermögens durch die Inflation verloren hatte, waren die Baukosten im Wesentlichen gedeckt, nachdem bei einer Haussammlung in den Bezirken Düsseldorf 24.000, Köln 12.000 und Aachen 8.500 RM für den Bau der Kirche in Schelsen gespendet worden waren. 1924 wurde der Rohbau fertig, am 17. Mai 1925 - Christi Himmelfahrt - fand der erste Gottesdienst mit der Erstkommunion von 45 Kindern statt.

Am 5. Februar 1925 hatte Schelsen in Pfarr-Rektor Martin Mommertz seinen ersten eigentlichen Seelsorger erhalten. Ihn löste schon am 18. Juni 1927 Pfarr-Rektor Heinrich Frielingsdorf ab.

Anfang 1928 entscheidet sich der Kirchenvorstand in -giesenkirchen für ein selbständiges Rektorat Schelsen und überträgt ihm u.a. alle in Schelsen liegenden Kirchenländereien von insgesamt 341,48 ar sowie "Kapitalien" von 3.167,43 Mark. Der Erzbischof von Köln stimmt dem zu und erhebt mit Urkunde vom 25. Mai 1929 den Seelsorgbezirk Schelsen mit Wirkung vom 15. Juni 1929 zur Kirchengemeinde; die Mitglieder der neuen Kirchengemeinde scheiden aus der Pfarre Giesenkirchenaus. 15 Familien aus Steinhausen werden später aus Liedberg "umgepfarrt", weil sie dort die Gottesdienste besuchen. Liedberg zahlt dafür zum Ausgleich des Ausfalls an Kirchensteuer 1.000 Mark an Schelsen.

Die Notkirche (der heutige Pfarrsaal) erweist sich mit nur 170 qm für die Pfarrfamilie von 1.600 Seelen bald als zu klein. Im Einvernehmen mit der bischöflichen Behörde in Aachen wird daher im Herbst 1936 der Architekt Peter Salm in Aachen mit den Vorarbeiten für eine neue Kirche beauftragt.

Am 2. September 1937 endet die Amtszeit von Pfarr-Rektor Frielingsdorf, der zum Pfarrer von Blumenthal ernannt worden ist. Sein Nachfolger ist vom 22. September 1937 an Johannes Vohn, bisher Kaplan in Vettweiß. Schom am 10. Februar 1938 bittet er mit dem Kirchenvorstand Weihbischof Dr. Sträter um die Genehmigung des Kirchenneubaus. Die vom Architekten Salm ermittelten Baukosten von rd. 62.000 RM sind durch die Geldmittel des Bauvereins von 53.282,10 RM bis auf rd. 9.000 RM gedeckt. Man erwartet, daß der Fehlbetrag durch erhebliche Spenden aus Anlaß des ersten Spatenstichs und der Grundsteinlegung weitgehend aufgebracht werden kann.

Pfarrer Al

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Pfarr-Rektor Vohn

Die Glocken in den Tonlagen "f" (1.079 kg), "g" (766 kg) und "b" (457 kg) lieferte die Glockengießerei Otto im Hemelingen bei Bremen für 6.147,10 RM einschließlich Glockenstuhl, Montage usw. Sie tragen die Aufschriften:46 Jahre nach Gründung des Bauvereins - am 29. Mai 1938 - kann der Bau der neuen Kirche endlich mit dem feierlichen ersten Spatenstich begonnen werden. In der Urkunde zur Grundsteinlegung am 24. Juli 1938 heißt es u.a.: "Opferstarke Liebe und echte Treue zu unser hl. katholischen Kirche waren es, was die Herzen der ländlichen Bevölkerung Schelsens entflammte, dem Herrgott ein würdiges Haus zu bauen... Unter größten Opfern war es im Laufe der Jahre gelungen, die erforderliche Bausumme aufzubringen, die leider infolge der Inflation verloren ging. Doch hat Gott der Herr all die bisher gebrachten Opfer gesegnet, denn der rührige Bauverein begann trotz aller Schwierigkeiten mit frischem Mut von Neuem mit der Sammlung...". Haupt- und Nebenaltar, Kommunionbank, Kanzel, Taufstein, Ampel, Fenster, drei Glocken, Fußbodenbelag, Holzplastiken u.a. wurden gestiftet.

"b"-Glocke
Schelsens Jungmannen schufen mich!
Zur Treue zu Christus rufe ich.
St. Michale bin ich geweiht.
Er schütze die Jugend allezeit!
1938

"g"-Glocke
Antonius
In Not und Leid
Sei stets mit starkem Schutz bereit.
Hilf Gnade finden uns am Thron
Bei Gott dem Vater, Geist und Sohn.
1938

"f"-Glocke
Ave Maria
Froh preist dich mein Mund
Jungfrau und Mutter zu jeder Sund.
Zeige uns Königin reine Magd
Gnadenvolle den Himmelspfad.
1938
Gestiftet von den Männern Schelsens.

Die "f"- und "g"-Glocken wurden am 24.12.1941 für Kriegszwecke beschlagnahmt und im Mai 1942 nach Sachsen gebracht. Sie blieben aber unversehrt und kehrten am 20.09.1949 unter schwierigen Umständen aus der sowjetischen Zone nach Schelsen zurück. Mit großer Freude wurden sie in einem feierlichen Umzug durch den Ort geführt.

Opfergeist und frohe Erwartung fanden nach vielen Jahren am 21. Mai 1939 ihre Erfüllung! Morgens um 8 Uhr begannen die Feierlichkeiten zur Weihe des neuen Gotteshauses durch Bischof Dr. Hermann Josef Sträter. Sie schlossen die erste hl. Messe ein, bei der auch das Sakrament der Firmung gespendet wurde. In einer Veröffentlichung des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen wird die neue Kirche "als Beispiel guten neuzeitlichen Kirchenbaus" vorgestellt, die "sich in das Landschaftsbild außerordentlich glücklich" einpaßt. "In der Kirche in Schelsen ist jedenfalls ein Kirchenbau entstanden, der herausgewachsen ist aus der Gesinnung unserer Zeit, der aber den engen Zusammenhang mit der überkommenen Tradition nicht leugnet".

Während des 2. Weltkrieges bleibt die neue Kirche im wesentlichen verschont. Lediglich das Dach wird durch Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen. 1947 kann es repariert werden. Dagegen fehlt es wegen der allgemeinen Notlage an Meßwein und Altarkerzen. Trotzdem macht man sich bereits Gedanken um die Beschaffung einer Orgel, für die auch bald Material gestiftet und eingesammelt wird.

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Alter Altar in der Notkirche (heute Pfarrsaal)

In der Zeit vom 19. Juni bis 3. Juli 1949 halten Franziskanerpatres eine Volksmission in Schelsen, an der 85% der Mitglieder des Pfarr-Rektorates mit großem Eifer teilnahmen. Pfarr-Rektor Vohn berichtet dem Bischof: "Mehrere Ehen konnten saniert werden und 9 Familien haben nach vielen Jahren ihren Glauben wiedergefunden.Als eine besondere Frucht unserer Volksmission dürfen wir mitteilen, daß 6 Erwachsene vom evgl. Glauben in den Schoß unserer hl. Kirche zurückkehren ...".

Durch den Erfolg der Mission ermutigt beantragt Rektor Vohn mit Schreiben vom 1. März 1950 beim bischöflichen Generalvikariat in Aachen, die Rektoratsgemeinde zur Pfarre zu erheben. Da dieser Antrag zunächst nicht um die von Aachen gewünschten Unterlagen ergänzt wird, erhebt der Bschof das Rektorat erst durch Urkunde vom 15. Juli 1955 mit Wirkung vom 1. September 1955 zur Pfarrgemeinde.

Inzwischen war Johannes Vohn nach einer fast 17-jährigen Amtszeit, in die der Neubau der Kirche und die Not des Krieges fielen, mit Wirkung vom 25. Juli 1954 als Pfarrer nach Strauch in der Eifel versetzt worden.

Ihm folgte Pfarr-Rektor Josef Schaaf, der am 4. Februar 1956 zum Pfarrer ernannt wurde. Er blieb in Schelsen bis zum 4. März 1964. In dieser Zeit wurden die schon lange Zeit in Auge gefaßte neue Orgel angeschafft und eine neue Heizung eingebaut.

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Pfarrer Josef Schaaf

Darüber hinaus setzten sich Pfarrer Schaaf und seine Gemeinde noch einen besonderen Meilenstein: Nach dem Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 war an die Stelle des Kindergartens der "Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt" (NSV) in der früheren evangelischen Schule an der Horster Straße der katholische Kindergarten St. Josef Schelsen getreten. Ihm hatte von Beginn an für gut 10 Jahre der heutige Pfarrsaal als notdürftige und wenig kindgerechte Unterkunft für ca. 50 Mädchen und Jungen gedient. Diesem Provosorium wurde im Jahr 1956 endlich ein Ende gesetzt. Am 23. September eröffnete die Ordensschwester Silvana, die unterstützt von zwei Helferinnen Leiterin des Kindergartens war, mit dem ersten Spatenstich die Arbeiten für einen nach modernen Gesichtspunkten konzipierten Neubau am Corresburger Weg. Wieder war der Einsatz der Schelsener gefordert. Von den auf 85.000 DM veranschlagten Baukosten mußte die Pfarrgemeinde 30.000 DM aufbringen, davon 5.000 DM als Eigenleistung. Landwirte stellten Gespanne für den Transport der Baustoffe zur Verfügung, 60 Männer leisteten unentgeltlich ca. 1.500 Arbeitsstunden. Der Kirchenvorstand, die kirchlichen Vereine, sogar der Kindergarten selbst beschafften auf vielfältige Weise Geld für den guten Zweck. Am 17. Dezember 1956 war Richtfest, am 8. September 1957 weihte Dechant Emonds den neuen Kindergarten ein. Stolz und dankbar feierte die Gemeinde 1997 den 40. Jahrestag des Neubaus.

Am 28. Juni 1964 trat Pfarrer Vincent Al als Holand sein Amt in Schelsen an. Die zeitweise verwaiste Gemeinde hatte Pfarrer Josef Jentgens aus Meerkamp verwaltet.

In den Jahren 1964 bis 1968 erhielt die Kirche ein stark verändertes Gesicht: Wegen der Liturgiereform wurden der Nebenaltar vor den Hochaltar versetzt, die Türen der Kommunionbank zu einem Ambo umgearbeitet und die Kanzlei an der Sakristeiwand abgebrochen. Eine Glaswand schloß die offene Seite des Chores zum Turm hin, der zudem durch eine Glastür vom Seitenschiff her zugänglich gemacht und als Taufkapelle nutzbar gemacht wurde. Bei der Restaurierung der Decke fanden jeweils zwei der drei Holzplastiken auf den Dachstuhlbalken neue Plätze an den Seitenwänden. Eine Lautsprecheranlage sorgte schließlich für eine bessere Verständigung.

Nachdem am 6. Dezember 1965 ein neues Pfarrhaus bezogen werden konnte, ging man an den Umbau des alten Hauses zu einem Pfarrheim. Mit großem Idealismus schlossen viele Schelsener durch Haussammlungen, Sachspenden und unbezahlte Arbeiten planerischer und handwerklicher Art eine beträchtliche Finanzierungslücke. Am 5. Mai 1968 wurde das Pfarrheim schließlich seiner Bestimmung übergeben. All dies kann nicht verbergen, daß auch in Schelsen die Zahl der Kirchenbesucher immer weiter abnimmt. Pfarrer Al schreibt daher 1973: "Die Kirche scheint zum einem Beerdigungsinstitut zu werden".

Zum 1. Juni 1978 tritt er in den Ruhestand. Im September verläßt er Schelsen und setzt sich in Vijlen, Holland, zur Ruhe. Einen eigenen Pfarrer erhält die Gemeinde danach nicht mehr. Bis heute ist für Schelsen und Giesenkirchen Pastor Karl-Heinz Henker als Seelsorger zuständig. 1983 werden Kirche und Pfarrsaal einer umfassenden Renovierung unterzogen. Wesentlicher Punkt ist dabei die Neugestaltung des Chorraums nach den Grundsätzen des II. Vatikanischen Konzils. Nach fast 100 Jahren Opferbereitschaft für das Gotteshaus muß kaum erwähnt werden, daß die Gemeinde erneut Eigenleistungen im Wert von mehr als 54.000 DM erbringt ... !

Heinz Zimmermann

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